Ochs und Esel – Mittendrin und doch fast vergessen

Spiritualität – Der Advent hat begonnen und Weihnachten ist nicht mehr weit. Wie gewohnt wollen wir euch das Warten auf das Christkind mit unseren Spiri-Impulsen ein wenig versüßen. In diesem Jahr geht es um Figuren aus der Weihnachtskrippe. Mit dabei sind natürlich auch Ochs und Esel – obwohl sie manchmal fast vergessen werden.

Wer kennt sie nicht, die Weihnachtsgeschichte. Jedes Jahr an Heiligabend wird sie in der Kinderkrippenfeier oder der Christmette vorgelesen. Und auch zuhause gehört sie in vielen Familien zur Bescherung dazu. Die Geschichte von Maria und Josef, die verzweifelt einen Platz in der Herberge suchen und schließlich in Betlehem in einem ärmlichen Stall das Jesuskind zur Welt kommt. Wie die Engel den Hirten auf dem Feld die Geburt Jesu verkünden und diese sich sogleich auf den Weg machen, um das neugeborene Kind zu sehen. Jahr für Jahr hören wir diese wunderbare Geschichte. Aber zwei Protagonisten suchen wir jedes Mal vergebens: Ochs und Esel. Warum eigentlich? Schließlich gehören sie doch traditionell in jede Weihnachtskrippe.

Na gut. Im Mittelpunkt stehen die beiden nicht unbedingt. Das tun andere. Maria und Josef und vor allem das Jesuskind. Ochs und Esel stehen irgendwo dahinter. Hinten im Stall. Und doch sind sie ganz nah am Sohn Gottes. Es scheint fast so, als wären sie zufrieden mit ihrem Platz.

Irgendwie spiegelt die Konstellation in der Weihnachtskrippe ganz gut Umstände der heutigen Zeit wider. Wie oft geraten Menschen aus dem Blick, weil sie nicht im Mittelpunkt oder im Rampenlicht stehen. Menschen, die keine Stars sind, die keine große Klappe haben, die scheinbar nichts besonderes können und die keine „Influencer“ sind. Diese Menschen, die sich zurücknehmen zugunsten anderer, die einfach nur dabei sind, die teilnehmen, die mitmachen. So wie sie sind. Vielleicht kennt ihr ja solche Menschen oder ihr gehört sogar selbst dazu.

Denn das Schöne ist: Genau diese Menschen machen oft den Unterschied aus. Sie kennen die Zusammenhänge und wissen, worauf es wirklich ankommt. Wie Ochs und Esel. So schreibt der Prophet Jesaja im Alten Testament: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht“ (Jes 1,3). Im Gegensatz zu den Menschen wissen die beiden also, mit wem sie es in der Krippe zu tun haben: Nicht mit einem gewöhlichen Kind, sondern mit Gottes Sohn. Wahrscheinlich sind sie auch deshalb in der Weihnachtskrippe vertreten. Weil sie die Wahrheit kennen und trotzdem nicht im Mittelpunkt stehen. Und weil sie einfach da sind wie sie sind.