Die Weihnachtsgeschichte als ungewöhnliches Rollenspiel

Warum nicht mal ein modernes Krippenspiel in der Vorweihnachtszeit in der Gruppenstunde spielen? Rollenspiele und Verkleiden machen Kindern und Jugendlichen in der Regel eine Menge Spaß. Das hier vorgestellte Stück fällt auch aus den Rahmen gewöhnlicher Krippenspiele, weil es provoziert und herausfordert. Das könnte ebenfalls ein Anreiz sein für Kinder und Jugendliche, sich mit dem Thema Advent/Weihnachten auf diese Art und Weise auseinander zu setzen. Da das Rollenspiel lediglich vier kurze Sprechrollen, aber viele Möglichkeiten für stumme Aktionsformen bietet, ist es für Kinder- und Jugendgruppen mit acht Personen ideal. Wenn es dann noch bei einer Adventsfeier zur Aufführung gelangt, ist die Motivation doppelt so groß.

Geschichte

Es ist Weihnachtsfest in Alabama und bitterkalt. Eine blutjunge, schwarze Mutter hat allein und versteckt ihr Kind zur Welt gebracht. Sie weiß selbst nicht wohin und schon gar nicht mir ihrem Neugeborenen. So will sie es als Findelkind vor ein Pfarrhaus legen. Auf dem Weg dorthin kommt sie an einer Kirche vorbei, will dort drinnen ein wenig rasten, weil sie die Füße kaum noch tragen. Die Kirche ist geheizt. So setzt sie sich in eine Bank in der dunkelsten Ecke. Nach einer Weile schaut sie sich um und entdeckt die lebensgroße Weihnachtskrippe in einer Nische. Da kommt ihr der erlösende Gedanke: „Ich lege mein Kind in die Krippe. Hier wird bald eine gläubige Seele vorbeikommen und für das Kind sorgen.“ Gedacht, getan. So schnell sie vermochte, lief sie davon, fast ein wenig erleichtert bei dem Gedanken, dass kein gläubiger Mensch dieses lebendige Christkind im Stick lassen könnte.
Tatsächlich kommt bald eine fromme Seele, gewohnt, auf ihrem Weg zum einkaufen einen kurzen Besuch in der Kirche zu machen. Jetzt in der Weihnachtszeit betet sie das Gesetzchen vom Rosenkranz: Jesus, den du o Jungfrau Maria in Bethlehem geboren hast. Sie vertieft sich in die schlimme Lage der Mutter Maria und vergisst nicht die Herzlosigkeit derer, die der werdenden Mutter keine Herberge geboten haben. Da beginnt das Kind in der Krippe zu weinen. Erstaunt eilt die fromme Beterin zur Krippe und erstarrt: Da liegt ein schwarzes Neugeborenes und der wächserne Jesusknabe mit den echten blonden Locken und den herrlich blauen Augen liegt daneben auf dem Boden. „Welch ein Sakrileg!“, durchfährt es sie, „das muss ich dem Pfarrer melden.“ Sie läuft zum Pfarrhaus. Der Pfarrer ist gerade unterwegs; so erzählt die Haushälterin noch völlig außer Atem, was Ungeheuerliches in ihrer Kirche geschehen ist: Ein schwarzes Kind in der Krippe! Die Haushälterin weiß, sie muss handeln. Sie eilt mit der Beterin zur Kirche, nimmt das Neugeborene aus der Krippe und legt den strahlenden, wächsernen Jesusknaben wieder an seinen Platz. Jetzt ist die Welt wieder in Ordnung. „Für das Findelkind wird sich schon eine Bleibe finden lassen, aber es einfach in die Krippe zu legen – die Menschen kenne keine Ehrfurcht mehr vor dem Heiligen“, denkt sie.

„Missio konkret“, Ausgabe 4/99 Autorin: Friederike Rappel Hrsg.: Missio, Intern. Kath. Missionswerk, München, www.muenchen.missio.de

Rollenspiel zur Weihnachtsgeschichte

Didaktische Vorbemerkungen:
Das Stück bietet bewusst viel Freiraum für eigene Ideen der pantomimischen Darstellung, wozu Kinder und Jugendliche zumeist ein sehr großes Talent mitbringen.

Personen:
schwarze Mutter mit Baby, Beterin Frau Meier, Pfarrhausfrau Frau Therese, Pastoralassistent Markus, Kinder für das Krippenspiel (mindestens sechs), Passanten, Gläubige im Krippenspiel

Material:
Kulissen-Bastelanleitung. Für die Kulissen sind drei Folien vorzubereiten: Straßenzug einer Einkaufsstraße, Straßenzug mit Häusern und Kirche sowie die Ansicht eines Kircheninnenraumes. Diese Folien (für den Overheadprojektor) können entweder mit Folienstiften selbst gezeichnet werden oder man kann aus Zeitungen, Postkarten u.Ä. die entsprechenden Motive ausschneiden, aufkleben und davon dann im Copyshop eine Farbkopie auf Folie herstellen.
Wand/Leinwand/Bettlaken
Overheadprojektor
Krippe mit Jesusfigur, weihnachtlicher Kirchenschmuck, Krippenspielutensilien (Engelsflügel, Hirtenkleidung…);
Einkaufstüten, Rucksäcke, Päckchen als Ausstattung für Passanten, schwarze Puppe; Kassettenrecorder; Kassette mit Weihnachtslieder und Babyweinen, Stühle, Plakat mit der Aufschrift „Mein Kind und ich haben Hunger“

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Straßentreiben am 24. Dezember vormittags

(Kassette mit Weihnachtsliedern; Kulisse: belebte Einkaufsstraße; Taschen, Einkaufstüten, Rucksäcke mit den Weihnachtseinkäufen; Plakat)

Geschäftiges Straßentreiben: Passanten schleppen dick gefüllte Taschen und begrüßen sich mit „Frohes Fest“, „Schöne Feiertage“… (im Hintergrund Weihnachtsmusik z.B. Süßer die Glocken nie klingen…)

Mitten im Getümmel ein schwarze Frau mit ihrem Baby. Sie hält den gehetzten Passanten ein gut lesbares Schild mit der Aufschrift entgegen „Mein Kind und ich haben Hunger!“ Viele Passanten weichen ihr kopfschüttelnd aus. Einige geben ihr ein paar Münzen.

Leise seufzend zieht sich die Frau mit dem Baby zurück.

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Kircheninnenraum – Die rettenden Idee

(Kulisse: Kirchen-Außenansicht und Häuser – dann: Kircheninnenraum; Krippe; weihnacht geschmückte Kirche)

Die schwarze Frau mit dem Baby betritt die Kirche. Sie setzt sich in eine Bank, um sich ein bisschen aufzuwärmen. Liebevoll betrachtet sie ihr Kind und zählt die Münzen, die ihr die Passanten gegeben haben. Sie seufzt und ist traurig. Langsam steht sie auf und geht suchend in der Kirche herum. Vor der Krippe bleibt sie stehen und betrachtet sie gedankenvoll.

Dann – nach langem Überlegen – nimmt sie das Jesuskind aus der Krippe und legt es zur Seite. Traurig und zugleich voller Hoffnung küsst sie ihr eigenes Kind und sagt: „Es ist bald Weihnachten. Da kommt sicher bald jemand vorbei. Ein Gläubiger, der mit dir Erbarmen haben wird. Bei dem wirst du es gut haben – besser als bei mir jedenfalls. Von meiner Liebe allein kannst du nicht leben.“ Voller Liebe drückt sie ihr Baby noch einmal an ihr Herz und legt es in die Krippe. Die Mutter geht langsam in eine dunkle Ecke der Kirche.

Als sie weggeht, betritt Frau Meier viele Taschen schleppend die Kirche, um eine wenig auszuruhen und zu beten. Frau Meier stellt ihre Taschen ab, kniet nieder und betet das Rosenkranzgesetz „Jesus, den du o Jungfrau Maria in Bethlehem geboren hast“ (laut) Verstohlen und erleichtert mustert die Mutter die Beterin aus sicherer Entfernung und läuft schließlich weg.

Nach dem dritten Gesetzchen hört Frau Meier ein nahes Kinderweinen (Kassettenrecorder). Sie schaut sich verwundert um und steht schließlich auf. Frau Meier geht in Richtung Krippe und findet dort das schwarze Baby. Entsetzt ruft sie „Um Himmelswillen – welch´ ein Unding! Wie kann man nur anstatt unserer schönen Fatschenkindels ein schwarzes Baby in unsere Krippe legen. Das muss ich sofort dem Pfarrer sagen!“ Sie läuft aus der Kirche (Straßenkulisse) und zum Pfarrhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

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Vor dem Pfarrhaus – Der Aufruhr

(Kulisse: Straßenzug)

Frau Meier kommt entrüstet und vor sich hinschimpfend beim Pfarrhaus an, läutet Sturm und trifft endlich die Pfarrhausfrau Frau Therese. Folgendes Gespräch entwickelt sich.

Frau Meier: „Grüß Gott, Frau Therese“.

Frau Therese: „ Ja, Grüß Gott Frau Meier“:

Frau Meier (aufgebracht): „Stellen sie sich vor, was ich Schreckliches in der Kirche entdeckt habe: ein schwarzes Baby liegt in unserer Krippe. Und unser schönes Fatschenkindl auf dem blanken Boden daneben. So eine Unverschämtheit! (immer lauter) Ein schwarzes Kind in unserer Krippe!“

Frau Therese: „Ja, was Sie nicht sagen. Die Leute schrecken doch vor nichts zurück. Nicht einmal mehr vor dem Heiligen haben sie Respekt.“

Frau Meier nickt zustimmend: „Sie haben ganz recht. Genauso ist es!“

Frau Therese: „Nun lassen Sie uns erst einmal in die Kirche gehen und das Christuskind wieder an seinen Platz in der Krippe legen. Für das schwarze Findelkind wird sich schon irgendeine Bleibe finden.“

Frau Meier und Frau Therese machen sich auf den Weg zur Kirche. Unterwegs treffen sie den Pastoralassistenten Markus mit den Kindern, die sich zur Generalprobe für das Krippenspiel getroffen haben. (Der Pastoralassistent ist von den Kindern umringt; er teilt die Utensilien für das Krippenspiel aus: Kinder ziehen ihre Engelsgewänder an, legen die Engelsflügel an; Hirten nehmen ihre Stöcke und klopfen unruhig auf den Boden, nervöse und hektische Vorbereitungen sind im Gange; Pastoralassistenten versucht di Kinder zur Ruhe zu bringen).

Frau Therese: „Da ist ja unser Pasti! Grüß Gott Markus. Gut, dass wir Sie hier treffen.“

Pastoralassistent: „Grüß Gott die Damen. Was ist denn los? Sie sind ja ganz außer sich.“

Frau Therese: „Stellen Sie sich vor, jemand hat unser wertvolles Fatschenkindl aus der Krippe genommen und auf den blanken Fußboden gelegt. Und statt des Christuskindes ist nun ein schwarzes Baby in unserer Krippe. Ein schwarzes Kind in unserer Krippe, verstehen Sie? (sehr empört und aufgeregt) Wie unverschämt doch die Menschen sind! Einfach ein Neugeborenes in die Krippe zu legen, noch dazu an Weihnachten. Jetzt wo die vielen Feiertage sind. Wo alle Behörden geschlossen sind, und man selbst auch mal seine Ruhe haben möchte. Wir wollten das Kind gerade holen und dann ab damit ins Waisenhaus…“

Pastoralassistent: (etwas vorwurfsvoll) „Ach, Sie haben sich noch gar nicht um das schwarze Findelkind in unserer Krippe gekümmert? Dann werde ich das erledigen. Verlassen Sie sich nur ganz auf mich, meine Damen.“

Frau Therese und Frau Meier gehen weg. Der Pastoralassistent geht mit den Kindern in die Kirche und holt das Baby aus der Krippe. Die Kinder bestaunen das Findelkind und scherzen mit ihm. Pastoralassistent Markus flüstert den Kindern etwas zu, diese nicken eifrig und gehen weg.

{slider Szene 4}

Das Krippenspiel

(Kulisse: Kircheninnenraum, Weihnachtslieder von Kassette oder live gesungen; Stühle, festliche geschmückte Kirche…)

In den Kirchenbänken sitzen Frau Therese, Frau Meier und andere Gläubige.

Pastoralassistent: „Ganz herzlich darf ich Sie alle zum Krippenspiel am Heiligen Abend begrüßen. Wir wollen uns gemeinsam erinnern an die Menschwerdung unseres Herrn Jesus Christus, die uns heute auf ganz besondere Weise zuteil geworden ist.“ Er liest das Weihnachtsevangelium (Lk 2, 1-14) laut vor. Die Kinder spielen das Evangelium.

„In jenen Tagen erließ der Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum erstenmal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret hinaus nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“

Nach Lk 2,7 eine Pause machen: – hier wird für alle gut sichtbar das schwarze Findelkind vorsichtig und liebevoll in die Krippe gelegt.

Die Gottesdienstbesucher sind erstaunt. Ein Raunen geht durch die Kirche.

Der Pastoralassistent trägt die Frohbotschaft von der Geburt des Herrn weiter bis Lk 2, 14 vor.

„In jener Gegend lagerten Hirten auf dem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen. Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.“

Vers 14 wird betont getragen vorgelesen. Dabei Text evtl. abändern in: „Eine Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden den Menschen, die guten Willens sind.“

(Abschalten des Overheadprojektors: Dunkelheit, Stille und dann leise Weihnachtsmusik z. B. Herbei o ihr Gläubigen…)

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Quelle: Fundus Jugendarbeit