Warten oder ein wenig geschenkte Lebenszeit

Ein besonderes und ereignisreiches Jahr geht langsam zu Ende. Wie viele Dinge und Gewohnheiten wird auch der Advent in 2020 anders sein als in den Jahren davor. Trotzdem ist diese Zeit immer wieder eine besondere Zeit. Gerade deshalb möchten wir euch die Vorbereitungszeit bis Weihnachten mit unseren Spiri-Impulsen ein wenig versüßen und euch einladen, ab und zu mal inne zu halten, ruhig zu werden und die Gedanken schweifen zu lassen. In diesem Jahr dreht sich alles um das Thema „Warten“ – eine Beschäftigung, die aktuell (viel zu) oft unseren Alltag prägt.

Da ist sie schon wieder diese lange Schlange. Fast schon wie gewohnt. Immer wenn wir in diesen Wochen etwas brauchen, heißt es WARTEN. Egal ob vor der Buchhandlung, beim Bäcker, der Drogerie oder der Sparkasse – jedesmal sind wir gezwungen, uns einzureihen in die oft fast endlose Formation der Wartenden. Vielleicht kommt es uns durch die Hygiene- und Abstandsregeln, die uns die Coronapandemie aufzwingt, besonders schlimm vor. Ein „kurz mal holen“ oder „nur schnell was abgeben“ gibt es fast kaum noch. Alles dauert nun viel länger als sonst und beinahe immer heißt es, Geduld haben, anstellen und warten. Bis man dann endlich mal dran kommt, kann es durchaus schon etwas längern dauern. Das Resultat sind oftmals Ärger, Frust, Unverständnis oder Ungeduld.

Aber warum eigentlich? Müssen wir denn gleich immer alles sofort bekommen, was wir wollen? Ist nicht manchmal besser der Weg das Ziel als umgekehrt? Ist es nicht manchmal sogar gut, mal ein bisschen zu warten und durchzuschnaufen? Denn es liegt in der Natur des Menschen, dass ihm die Dinge nicht gleich zufliegen. Vielmehr sind Geduld und Beherrschung gefragt. Etwa bei Krankheiten, vor Prüfungen, im Stau, in Ämtern, bei Verspätungen im Bus- und Bahnverkehr oder wie jetzt bei einem Lockdown.

 Jedes Jahr im Advent sind wir gezwungen, zu warten. Wir zählen die Tage bis Weihnachten, bis endlich mal die ganze Welt zur Ruhe kommt. Aber eigentlich sollten wir doch schon vorher zur Ruhe kommen. Genau jetzt. Denn gerade der Advent gilt im christlichen Sinn als DIE Zeit der Vorbereitung und des Wartens. So gesehen ist es also gar nicht schlimm, mal wieder zu warten. Im Gegenteil – manchmal lohnt es sich sogar, sich Zeit zu nehmen und in Ruhe zu warten. Dann wird aus unserer Hektik plötzlich ein wenig geschenkte Lebenszeit.